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… er spielte nur einen Sommer

Wohnungsrenovierung im RTL-Stil

Samma, hasse datt schomma im Fernsehen gesehen? Da gehen die Läutkes einfach hin, hamm kein Bock für ihre Wohnung am reparieren, rufen bei RTL an und sagen, sie sollen mal kommen. Und schwupps sind die Heinzelmännchen da und machen die Wohnung fertig. Für auf lau, versteht sich.

Dabei iss die Idee schon uralt. Abba nich mit RTL und nich mittem Fernsehen. Nee, datt alles gaaps aus reine Kameradschaft. Gerd Börner hat datt selps miterlebt. An seine eigene Haut.

Gerd Börner waah frisch verheiratet, der Nachwuchs waah schon am anrücken und da mussta sich entscheiden: Familie oder Sport. Beides waah noch frisch. Frisch verheiratet und frisch beim Sport in Ahlen. Beim Fußball und bei Blau-Weiß vonne Südenkampfbahn. Ewald Schlupp waah damals richtig zufrieden, datt Gerd Börner zu ihm sein Verein gekommen waah, obwohla nur ein Jahr spielen konnte.

börner_fotoDas ist eine Fußballmannschaft der beiden Zeitungen AV und AT, die in den 80er Jahren gegen eine Auswahl der Ahlener SPD gespielt hat (oben von links): Gerd Börner (AV), Robert Ummen (AT), Detlef Jotzeit (AT), Bernhard Karger (AT), Dirk Johnen (AT) und Ewald Gerding (AT); unten von links: Rolf Kersting (AV), Ulli Pomplun (AV), Anton Knicker (AV), Wolfgang Romer (AV) und Werner Fechner-Dildrop (AV). (Foto: Archiv)

Doch Ewald Schlupp fiel aus alle Wolken, als der Gerd einmal ankam und sachte „Hömma, Ewald“, hatta gesacht, „am Sonntag kommich nich für am spielen!“ Boh ej, der Ewald Schlupp fiel vom Glauben ab. Da waah gerade ein Neuer in seine Erste gekommen und der wollte dann nich spielen.

Watt blieb dem Ewald Schlupp anners überich, er ging mit dem Gerd Börner inne Verhandlung. „Kannze doch nich machen!“, „Kannz deine Kumpels doch nich im Stich lassen!“ „Ich appelliere an dein Sportgeist“ und alle diese Sprüche, die so üblich waahn. Denn mit Moos konntesse ja keinen locken. Datt waah in diese Zeit überhaupt kein Thema.

Also iss der Ewald ein bissken persönlicher geworden. „Hasse Probleme, wo ich vielleicht helfen kann?“ Ja, und da kaam der Gerd Börner hinterm Ofen raus. „Ja, weisse, ich muss am Sonntag tappezieren, weilich eine neue Wohnung happ und mein Frau kann datt umständehalber nich machen!“

Dem Ewald Schlupp fiel ein Stein vom Herzen. „Hömma, sach datt doch gleich“. Hatta erleichtert von sich gegehm. „Du spielst am Sonntag und wenne am Abend nach Hause komms, iss alles fettich!“

Und watt hat der Ewald Schlupp gemacht? Am Sonntagmorgen standen drei echte Kameraden vorde Haustür von Gerd Börner, mit Pinsel, Quast und Anstreicherkittel. Und ein Zeitungshütchen auffem Kopp. In ruckizucki hammse alles geschafft und als der Gerd Börner abends nach Hause kam, waah alles okay.

Nix RTL, nix Zauberfee. Alles echte Kameradschaft. „Ein Kumpel lassen wir nich im Stich!“ hat Ewald Schlupp gesacht.

Ja, datt wahn noch Zeiten, als eine Fußballmannschaft aus viele Kumpels bestand und nich aus eine Legion von Söldner.

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Wenn Schirris zurückgepfiffen werden

Samma, getz musse nich gleich denken, datt ich von mein Kumpel Häbbert watt schreibe. Auch wenn Häbbert und Schirri immer in ein Pott passen. Mein Kumpel Häbbert waah Schirri beide Fußballer und der andere Häbbert (also Herbert Anton) waah Schirri beide Handballer. Obwohla selps nie Handball gespielt hat. Abba diese Sportart hat ihn so fazziniert, datta eines Tages als Schirri inne schwatte Kluft inne Halle kaam.

Abba nich freiwillig, sondern schwer unter Druck gezwungen. Und datt waah so: Herbert Anton waah Geschäftsführer beide Handballer. Und da flatterte eines Tages ein Schreiben vom Handballverband auffem Tisch mit eine Drohung. Die Handballer konnten ihre Mannschaften fürde nächste Säsong anmelden, abba nur, wennse auch Schirris mit melden.

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Das ist die 1. Handballmannschaft von TuS Ahlen im Jahr 1965 und zeigt oben von links: Siegfried Mischorr, Freddy Porstmann, Herbert Anton, „Jupp“ Schröder, „Menne“ Schmidtmeier, Dieter Szymanski, Willibald Pälmke, Hermann Brähmer, Reinhold Kodet, Werner Beil und Hans Stark; unten von links: Walter Heitmann, Herbert Bauer, Erwin Blomberg, Wilfried Sollmann und Wolfgang Dahmann. (Foto: Archiv)

Hömma, datt iss Erpressung. Die Jungens wollen spielen. Und nix anners. Datt sah der Handballverband abba nich so. Keine Schirris, keine Säsong. Eine knallharte Entscheidung. Und Herbert Anton biss in den sauren Apfel und meldete sich. Fast eine Ewigkeit hatta datt gemacht, weila immer mehr Spass an datt gantze Geschehen bekam. Und auch richtig bekannt wurde, vor allem abba gelobt wurde für sein wachsames und gerechtes Auge.

Datt ging so weit, dattse eines Tages den Herbert Anton fragten „Hömma“, hammse gefraacht, „hasse keine Lust für am beobachten?“
Datt waah watt völlig Neues. Beide Handballer hammse auffe Tribüne immer sonne Beobachter sitzen. Sonne „big brother“ für Schirris. Die sitzen da so und kucken sich datt Spiel an und hamm dabei immer ein wachsames Auge fürde Schirris. Und datt fluppt. Oder hasse schomma inne Halle beim Handball gehört, dattse rufen „Schirri am Tellefon“? Datt hängt damit zusammen.

Und so saß der Herbert Anton auffe Tribüne. Mittendrin und immer früh angereist. Nich so auffem letzten Knäppken. Mit ein Spickzettel inne Hand und fing am notieren. Wenn der eine Schirri mal nich aussem Quark kaam und zu langsam waah. Quasi gleichsam den falschen Wachs unterde Schuhsohlen für am schnell laufen. Oder wenna mal zu spät inne Pfeiffe gepfiffen hatte. Oder wennes mal eine Pause gaap und der Zeitnehmer waah gerade auffem Klo und keiner hatte die Uhr gestoppt. Alles hat Herbert Anton pingelig genau aufgeschrieben. Und damit für eine Qualität vonne Schirris in Deutschland gesorgt, die bis inne Weltklasse ging.

Wenn Herbert Anton kaam, wussten die Schirris watt Ambach waah. Und nachher beide Besprechung gings zu wie im Beichtstuhl. Bis dann die Absolution von Herbert Anton kaam.

Qualität kommt nich von ungefähr, waah Herbert Anton ihm sein Motto. Zu Recht!

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Vereinslieder statt sofortige Heimfahrt

Samma, weisse eigentzlich, warum inne Vereine sonne intensive Nachwuchsarbeit gemacht wird? Klaro, damit diese „Fohlen“ bald auffe eigene Wiese geschickt werden können. Also inne Erste spielen.

So wie bei Karl-Heinz Sengbusch. „Kalla“ waah ein Senkrechtstarter vonne Schüler überde Jugend inne Erste. Weila einfach eine gute Ausbildung bekommen hatte. Und wenne schomma so ein Glück hattes und waahs beide TuSler und dann noch bei Adolf Reichelt, datt waah wie ein Sechser mit Zusatzzahl. Für den Spieler und auch für den Verein.

Die Grün-Weißen vonne Glückauf-Kampfbahn hatten mit Adolf Reichelt so ein Glücksfall. Karl-Heinz Sengbusch waah aus eigene Zucht schnell inne Erste gekommen und konnte so datt ganze Drumm und Dran vonne Erste miterleben.

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Ein Foto der 1. Fußballmannschaft des SSV Westfalia Ahlen mit von links: Karl-Heinz Sengbusch, Heinz Swonke, Werner Korte, Siegfried Laddach, „Kiki“ Nowicki, Theo Bruland, Dieter Wodetzki, Klaus-Dieter Hansen, Siegfried Schäfer, Josef Knöpker und Kurt Mroch. (Foto: Archiv)

Nich so wie heute, woh die Spieler sofort nachem Spiel im Wagen gehen und nach Hause fahren. Nee, datt waah früher anders. Da setzte man sich nachem Spiel erssma zusammen. Ein Pilsken noch inne Kabine und dann noch im Vereinsheim. Geplaudert, datt Spiel richtig annalüsiert, appenzu ein Pilsken dabei und wennes dann spät wurde, dann wurde zum Abschluss noch ein Lied gesungen. Nich eins ausse „Mundorgel“, nee datt Vereinslied stand immer anne erste Stelle. „Grün und Weiß, wie lieb ich dich!“ Oder vonne andere Fraktion „Blau-Weiß-Rot, wie lieb ich dich!“ Und alle hamm ausse volle Brust gesungen. Alle Strophen bis am Ende. Datt waah Pflichtprogramm. Vorher ging keiner nach Hause.

Genauso wie datt beide Jahreshauptversammlungen auch der Fall waah. Egal, wann eine Versammlung zu Ende waah, die Vereinshymne musste noch überde Lippen.

Ja, weisse, da kommt dann auch ein richtiges Vereinsgefühl auf. Nich so wie heute, wo die Söldner ausse gantze Region zum Spiel eingeflogen kommen und sofort nachher wieder abhauen.

Für „Kalla“ Sengbusch waah datt einfach nur schön, wie datt früher waah. Weilse alle ausse selbe Straßenecke kaam, alle wohnten in Ahlen, konnten mittem Fahrrad zum Spiel kommen, brauchten keinen Schofför. Der Verein waah eine echte Heimat.

„Unser Zusammenhalt waah unsere Stärke“, meint „Kalla“ Sengbusch auch noch heute. Und der Spruch vonne „elf Freunde sollta sein“, der konnte auch von ihm stammen, weila ehm diese Kameradschaft genossen hat.

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Juppa hat Sommerferien

Logo_Juppa In den nächsten sechs Wochen müssen die Anhänger der Serie „Juppa ihm sein Stammtisch“ auf die Vorstellung weiterer Sportler und Sportlerinnen verzichten. Grund ist, dass das Juppa-Team in die Sommerferien geht. Nach einer Pause geht es dann aber in der zweiten August-Hälfte – jeweils donnerstags –  weiter.

Gelebte Kameradschaft

Gemeinsam zum Spiel per LKW

Samma, kennze datt moderne Lied „Es waah nich alles schlecht, watt früher einmal gut waah“ ? Ja, ich happ mir datt einige Male angehört – und wenn Harald Hoffmann sich an seine Zeit beim SSV Westfalia zurückerinnert, kanna nur am nicken fangen.

Weil ehm früher die Kameradschaft so gut waah. Eine Kameradschaft, die man in diese Form heute einfach nich mehr vorfindet. Oder ehm in eine andere Form.

Kuckma, wie waah datt früher bei Harald Hoffmann und ihm seine Mitspieler inne Erste von Westfalia Ahlen? Da waahnse nachem Krieg alle froh, dattse wieder Fußball spielen durften. Nur: wie kommse hin für am spielen, wenn datt Spiel nich in Ahlen bei Jonny Kemper auffem Theresienhof oder auffe Westfalen-Kampfbahn am Westfalendamm waah? Datt waah ein Problem.

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Das ist die Fußball-Jungligamannschaft des SSV Westfalia Ahlen aus dem Jahr 1952 mit oben von links: Erwin Fischer, Walter Wiehe, Josef Bolte, Harald Hoffmann, „Backer“ Rittmeier, Werner Zingsheim und Betreuer Hans Fischer; unten von links: Kurt Müller, Walter Riepenhausen, Hans „Bosch“ Frochte, Heinz Bolte, Hubert Bruland und Bubi Eustergerling. (Foto: Archiv)

Abba, du weiß ja. Not macht erfinderisch. Und so hammse ein Bäcker gefunden, der ein LKW hatte. Nich so ein modernen LKW mit Übernachtungskabine und Tachozähler. Nee, so ein LKW mit Holzfeuer. Datt waah damals normal, datte während eine Fahrt die Holzstücke schnell nachgeworfen hass, damit die Karre nich innen Stillstand kaam.
So ein LKW waah richtig praktisch, weil da auffe Ladefläche noch ein Tisch stand und die Bänke Platz genug hatten für eine ganze Mannschaft.

Und so gings dann für nachem Spiel. So ab 30 Kilometer aufwärts waah datt Luxus pur, wenne auffem LKW fahren konntes. Unter 30 Kilometer gings noch mittem Farrätsken. Auch datt waah ein Abenteuer.

Genauso wie einmal, alze auffem Weg für ein Spiel plötzlich angehalten wurden. Nich wegen der Ordnung, auch nich vonwegen mitte Bänke. Nee, die Militärpolizei machte eine Kontrolle. Die belgische Militärpolizei waah datt, die Kontrollen machte, weil in Ahlen ja noch die Militärs datt sagen hatten. Ausweise wurden verlangt. Getz nich die Spielerausweise, nee die Personalausweise.

Abba, die Jungens um Harald Hoffmann hamm datt auffe linke Schulter gepackt. Richtig durchgerüttelt sindse mittem LKW zum Spiel gekommen. Weil datt ehm auch zusammen geschweißt hat.

Hömma, sachma heute ein Spieler von Rot-Weiß oder ASG oder Vorwärts, dattse am nächsten Sonntag zum Auswärtsspiel mit ein LKW fahren sollen. Die meinen, du käms vonnen anderen Stern oder bis gerade vonne Toten auferstanden und hass ein Jahrhundert verpasst.

Für den Fall würde ich einfach den Harald Hoffmann als Reiseleiter einsetzen. Der würde dir schon erzählen, watt alles möglich iss. Denn es waah wirklich nicht alles schlecht watt früher einmal gut waah. Auch heute noch.

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Wasserball kurz vorm Gefrierpunkt

Samma, wenn die Läutkes inne letzte Tage so hass reden gehört, dann meinze, datt nur heute datt Wetter so kalt iss. Stimmt nich. Willi Riesenbeck kann so seine Geschichte erzählen. Und die iss schon mehr als fuffzich Jahre alt. Watt uns klar sagt: datt Wetter mit seine heutigen Kapriolen hats schon immer gegehm.

Willi Riesenbeck waah ein eingefleischter Wasserballer. Bei WSA inne Schwimmabteilung. Und als Wasserballer machse schomma son Streifen mit. Vor allem, wenn datt Spiel nich inne gewärmte und kuschelige Halle stattfindet, sondern inne freie Natur. Also draußen. Und dann bisse auf alles angewiesen: die Sonne muss scheinen, es darf nich schneien und es darf nich am regnen fangen.

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Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1966 und zeigt eine Schwimm-Gruppe des Wassersportvereins Ahlen mit oben von links: Bus-Fahrer Hubert Wanke, Georg Golz, Horst Kasprowiak, Heinz Hunke, Inge Gedecke, Comes und (Name leider nicht bekannt); unten von links: Alfred Wender, Werner Pietrzik, Irmel Rodowski, Friedel Stoffer und Willi Riesenbeck. (Foto: Archiv)

Abba bei ein Turnier damals kaams noch viel schlimmer. Es waah rattenkalt, die Sonne schien nich und datt Wasser hatte nur 14 Grad. Plus zum Glück. Im August. Weiße, watt datt heißt? Geh mal bei 14 Grad plus im Wasser.

Hömma, so schnell wiede reingegangen biss, springse auch wieder raus. Nur bei ein Turnier nich. Da musse rein im Wasser, obwohl die Spielregeln sagen, datt datt Wasser mindestens 16 Grad sein muss. Und wenn nich? Soll datt Spiel oder gar datt Turnier dann ausfallen?

Ich machs kurz: die Ostwestfalenmeisterschaft fand statt. Mit sechs Mannschaften. Von Bielefeld über Versmold, Lippspringe bis nach Ahlen. Bei 9 Grad. Nur die Badebuckse waah erlaubt. Und eine Mütze, damit die Haare nich nass wurden.

Datt Turnier begann; alle standense am Beckenrand und schnatterten schon vorher, bevorse überhaupt im Wasser waahn. Denn am Beckenrand waahs wärmer als im Wasser. Keiner wusste, ob datt Turnier überhaupt bis zum Ende ging und nich ein Spieler nachem anderen als Eisblock herausgezogen werden musste. „Jeder gegen jeden“ lautete die Turnierfolge.

Willi Riesenbeck läuft heute noch die Gänsehaut rauf und runter, wenna daran denkt, wie er im Wasser gesprungen iss. 4 x 7 Minuten dauerte ein Spiel. Und alle waahn immer froh, wenn wieder eine Halbzeit kaam und alle dann raus aussem Wasser für am wärmen anne Außentemperatur. Wenn datt vorher alles bekannt gewesen wäre, verlass dich drauf, der WSA hätte ein Trainingslager am Nordpol gemacht, für am akklimatisieren.

Die Wasserballer vom WSA, einschließlich Willi Riesenbeck waahn froh, als datt Turnier vorbei waah. Waahn auch froh mittem zweiten Platz inne Endabrechnung. Bisken ärgerlich waah nur, dattse gegen die Schwimmfreunde aus Bielefeld mit nur 1 : 0 verloren hatten. Also ganz knapp.

Nachem Spiel wurde dann richtig aufgewärmt. Von innen wie auch von außen. Watt auch alle dicke verdient hatten.

Tach auch!

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